Simon Morley: Ex Libris

| Jesuitenbibliothek, Hirschengraben 74 in Zürich

 

»Was man als erstes sieht, wenn man eines meiner Buchbilder betrachtet, scheint ein monochromes Rechteck zu sein. Ich nehme diese Änderung im Verhältnis zwischen Figur und Malgrund vor, um den Prozess der visuellen Entschlüsselung komplizierter zu gestalten. Zunächst sieht man einfach nur eine Farbe, aber wenn man dann näher herantritt, kommt der Text eines Buchdeckels oder einer Titelseite zum Vorschein. Die Dinge beginnen sich zu verkomplizieren. Plötzlich wird die Präsenz und die Sinnlichkeit der Farbe von einer komplexen Geschichte überschattet.«
Simon Morley

 

DAS GEMALTE WORT

Das Werk des englischen Künstlers und Kunstschriftstellers Simon Morley lebt in einem Spannungsverhältnis, das die Kunst seit Beginn der Moderne bestimmt. Hier stehen Wort und Farbe im Gegensatz. Sie begegnen einander und relativieren sich gleichzeitig. Das Wort, das sich in linearen Zeichen ausdrückt, versucht die frei fließenden Farben in ihrer Bedeutung klar zu identifizieren. Im Gegenzug bezweifelt die Farbe die bestimmende Dominanz des Schriftzeichens.

Dem Unbestimmten und Unbestimmbaren sollen Bewegungen zur Seite gesetzt werden, innerhalb derer sich Bedeutungen assoziieren. Morley untersucht dieses Spannungsverhältnis zwischen Wort und Bild, zwischen Schreiben und Zeichnen als dialektische Pole, die sich abwechselnd gegenseitig herausfordern.

Die in dieser Ausstellung gezeigten Werke rekurrieren auf ausgewählte Bücher der Jesuitenbibliothek Zürich. Die ausgewählten Buchtitel stammen aus der Feder von Jesuiten und stehen exemplarisch für geistige und geistliche Positionen, die historisch und international einflussreich waren und sind.

 

SIMON MORLEY

Die Arbeiten des 1958 in Eastbourne (England) geborenen Simon Morley wurden international ausgestellt, etwa im Musée des Beaux Arts in Dijon, bei den Posnan Mediations Biennial in Posen, im Seoul Museum of Art oder in der Tate Britain in London. Der Maler ist auch als Kunsttheoretiker tätig. Seine jüngsten Publikationen sind The Simple Truth. The Monochrome in Modern Art (2020) und Seven Keys to Modern Art (2019).

Nach längeren Aufenthalten in Italien, Frankreich und den USA lebte er zunächst in London und dann in Zentralfrankreich. Seit 2010 arbeitet er als Kunsthistoriker und Künstler in Korea, wo er eine Assistenzprofessur an der Dankook University im Bereich Bildende Kunst innehat.

 

Zurück