| Jesuitenbibliothek, Hirschengraben 74 in Zürich
Dieser Band zählt zu den Standards setzenden Dokumenten zum Thema. Die jüdischen und nichtjüdischen Autorinnen und Autoren suchen nach Worten. Ihr Ringen um Fassung ist dem Geschriebenen manchmal deutlich anzumerken. Die Beiträge erinnern an verdrängte Tatsachen und durchleuchten Subtexte. Die israelische Soziologin Eva Illouz zum Beispiel problematisiert die vorschnelle Kontextualisierung des Ereignisses, die von den Fakten ablenkt. Die Philosophin Seyla Benhabib analysiert einen offenen Brief von Kolleginnen und Kollegen und findet „kolossale Fehler“ in der Argumentation. Während der Soziologe Natan Sznaider Phrasen wie, „man müsse das Gespräch suchen“, entlarvt: Man kann nicht mit jemanden reden, der gekommen ist, um einen zu töten.
Der auf völlige Vernichtung ausgerichtete Überfall der palästinensischen Terror-Organisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 markiert eine Wegscheide im Nahostkonflikt. Die Folgen des grausamsten Pogroms an Juden und Jüdinnen seit der Shoa erschüttern Israel und den Westen. Der Antisemitismus wurde überall angefacht, Mitgefühl mit Jüdinnen und Juden blieb beschränkt und befristet.
In seiner Gründerzeit im 16. Jahrhundert waren rund 20 bis 30 Prozent der Jesuiten sogenannte Konversos, also Juden in Spanien, die zum Christentum übergetreten waren. Das hat den Jesuitenorden geprägt. Die Zürcher Jesuitenbibliothek umfasst auch den Buch-Bestand der Zeitschrift «Orientierung», welcher der jüdisch-christliche Dialog ein eminentes Anliegen war. Diese Veranstaltung will darum die Zäsur vom 7. Oktober nicht vergessen und steht auch im Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Massakers.